Es kommt immer wieder dazu: Unwetter mit Starkregen überfordern die Kanalisation. Die Folge sind vollgelaufene Keller. Was kann ein Hausbesitzer tun, um sich vor den Folgen solcher Wolkenbrüche zu schützen? Hier ein Gespräch mit Norbert Schmitz, dem technischen Geschäftsführer des Fachverbandes für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) NRW.
Gleich zu Beginn ein klares Nein. Abwasserkanäle sind dazu ausgelegt, die Wassermengen eines so genannten mittleren Regenereignisses zu schlucken. Das, was in Dortmund und Umgebung herunter kam, war mehr als das reguläre Maß. Auf Stark- oder gar Jahrhundertregen sind die Kanalsysteme nun mal nicht per se ausgelegt.
Würde man ein Kanalsystem für einen Jahrhundertregen auslegen, dann wäre es in 100 Jahren einmal passend und dafür 99 Jahre und 364 Tage zu groß.
Natürlich kann man das. Hauptvoraussetzung dafür ist aber eine fachgerechte Planung und Ausführung des Entwässerungssystems. Leider ist die Entwässerung für Hausbesitzer ganz einfach nur der anspruchslose ‚Abfluss’, an dem auch das Do-it-yourself ungefährlich erscheint.
Der Profi stellt im Vorfeld fest, wie hoch das Wasser ansteigen kann, wenn sich der Kanal mit Wasser füllt. Meistens stellt diese Höhe die Straßenoberkante zuzüglich eines Zuschlags für ein gewisses Aufstauen von Wasser dar. Man spricht bei dieser Höhe von der Rückstauebene. Da auf dieser Höhe das Wasser austritt uns sich auf dem Gelände verteilt, kann es in den am Kanal angeschlossenen Entwässerungsrohren auch nicht höher ansteigen. Unterhalb dieser Rückstauebene dürfen im Haus keine Abflüsse an das Entwässerungssystem angeschlossen werden.
Die schließt man dann indirekt an: Das Wasser wird einer Pumpe zugeführt. Die so genannte Druckleitung der Pumpe wird über die Rückstauebene geführt und erst dann an den Kanal angeschlossen. Dank dieser Rohrführung kann Abwasser auch bei Rückstau nicht in Richtung Pumpe und folglich auch nicht in Richtung Keller drücken. Diese Maßnahme ist eine probate Lösung bei Leitungen, die sich unter der Kellerdecke befinden.
Als Schutz vor in die Rohre hineindrückendes Kanalwasser können so genannte Rückstauverschlüsse in die Bodenabläufe eingebaut werden. Das sind Klappen, die vom drückenden Abwasser selbst oder mittels eines Motors zugedrückt werden, wenn Überflutung droht. Mit diesen will man verhindern, dass der Kanal im Keller zu Besuch kommt. Man sollte sie da als Lösung verstehen und einsetzen, wo sich ein Überflutungsschaden in Grenzen halten würde.
Im Prinzip schon. Aber natürlich muss man erwähnen, dass auch das Entwässerungssystem des Hauses regelmäßig gewartet werden muss, um die größtmögliche Sicherheit zu erreichen.
Nun, um bei unserem Beispiel zu bleiben: Auch eine Pumpe muss regelmäßig gereinigt werden. Und sind Entwässerungsleitungen unter dem Haus verlegt, müssen auch die untersucht werden. Denn was nützt der schönste Rückstauschutz, wenn das Abwasser im Falle des Falles über eine undichte Leitung oder eine verstopfte Klappe quasi von unten in das Haus drückt.